Der Ihram, ist ein besonderer Zustand während der Hadsch und Umrah. Jeder Pilger muss diesen besonderen Zustand einnehmen, ehe er die Riten der Hadsch und Umrah vollzieht. Ihram bezeichnet zugleich das besondere weiße Gewand, das für den männlichen Pilger verpflichtend ist.
Der Ihram-Zustand ist ein Zustand, in dem man sich innerlich sowie äußerlich allein Allah zuwendet, auf jede Form von Eitelkeiten verzichtet und nur ein einziges Ziel vor Augen hat: das Haus Allahs und damit Allahs Zufriedenheit. Es ist eine Sunnah-Handlung, eine rituelle Ganzkörperwaschung (Ghusl) zu vollziehen. Dann wird ein Gebet aus zwei Gebetseinheiten verrichtet. Indem man abschließend die Absicht zur Hadsch oder zur Umrah ausspricht, tritt man endgültig in den Ihram-Zustand ein.
Da die meisten Pilger heute mit dem Flugzeug in Jeddah anreisen, ist es üblich, dass der Ihram vor dem Betreten des Flugzeugs angelegt wird. Die Absicht für die Hadsch oder Umrah wird dann im Flugzeug gefasst, während man den Ort des Miqat überquert. Das Anlegen der Ihram-Kleidung muss vor der Überschreitung der sogenannten Miqat-Grenzen geschehen. Die Miqat-Grenzen sind geografische Punkte um Mekka herum. Dies bedeutet, dass du dich bereits vor dem Abflug in Deutschland oder in unserem Zwischenstopp in diesen Zustand begeben und das Ihram-Gewand anlegen musst.
Das Gewand des männlichen Pilgers besteht aus zwei einfachen Baumwolltüchern. Diese Tücher müssen nahtlos sein. Das eine Tuch wird um die Hüfte gewickelt, welches nach Bedarf mit einem speziellen (Pilger-)Gürtel fixiert werden kann. Das zweite Tuch wird über die Schultern gelegt. Männer können einfache Sandalen dazu tragen und dürfen den Kopf nicht bedecken. Frauen können ihre alltägliche, den Körper bedeckende Kleidung und das alltägliche Schuhwerk tragen. Frauen dürfen das Gesicht nicht verhüllen. Sobald die Absicht ausgesprochen wird, gelten gewisse Ge- und Verbote.
Folgende Handlungen sind im Ihram verboten:
• die Jagd und das Töten von Wild,
• das Töten von Insekten und anderen Tieren,
• Beischlaf und körperliche Intimitäten,
• das Kämpfen, Streiten und übles Gerede,
• Heiraten,
• das Kämmen und Schneiden der Haare,
• das Schneiden der Nägel,
• die Verwendung von Duftstoffen für Körper und Kleidung.
Sobald die Absicht zur Verrichtung der Hadsch oder Umrah ausgesprochen wird, befindet man sich im Ihram.
Für die Hadsch kann folgende Absicht ausgesprochen werden: Labbayka-allāhumma hadscha. („O Allah, hier bin ich, um die Hadsch zu verrichten.“)
Und für die Umrah: Labbayka-llāhumma ʿumrah. („O Allah, ich bin hier, um die ʿUmrah zu verrichten.“)
Ist man in den Ihram-Zustand eingetreten, beginnt man die Talbiya laut zu rezitieren. Die Brüder sprechen diese laut aus und die Schwestern sprechen die Talbiya leise.
Diese lautet wie folgt:
Labbayka-llāhumma labbayk(a), labbayka lā sharīka laka labbayk(a), inna l-ḥamda wa-n-niʿmata, laka wa-l-mulk(a), lā sharīka lak!
(„Ich stehe zu Deinen Diensten, o Allâh, ich stehe zu Deinen Diensten! Ich stehe zu Deinen Diensten! Keinen Teilhaber hast Du, ich stehe zu Deinen Diensten! Wahrhaftig! Der Lobpreis, die Gnade und die Herrschaft sind Dein. Du hast keinen Teilhaber.“)
Die Talbiya wird auf der Reise ständig wiederholt; insbesondere nach den Pflichtgebeten, bei Sonnenaufgang, wenn sich Gruppen begegnen und bei anderen passenden Gegebenheiten. Beim Betreten Mekkas wird die Talbiya vor Beginn des Tawaf ausgesetzt und erst wieder in Arafat begonnen.
Der Ihram-Zustand endet – je nach Rechtsschule – mit der Tawaf al-Ifada, der Abschiedsumkreisung der Kaaba.